Erasmus+ Bildungsreise in den Bayrischen Wald

Niederösterreichische Naturparke besuchen deutsche Nachbarn zum Erfahrungsaustausch

Erfahrungen zum Schwerpunkt Erwachsenenbildung wurden ausgetauscht 

Im Bayrischen Wald grenzen zwei Naturparke (Naturpark Oberer Bayrischer Wald, Naturpark Bayrischer Wald) und ein Nationalpark (Bayrischer Wald) unmittelbar aneinander.
Der Schwerpunkt Erwachsenenbildung und somit die Themen Barrierefreiheit, Besucher:innenlenkung, Führungen und Veranstaltungen oder die Projekte Lichtverschmutzung und Blühender Naturpark waren von großem Interesse und wurden rege diskutiert.
Im Rahmen der Bildungsreise wurde bewusst auf bestehende Angebote der Schutzgebiete zurückgegriffen, um so ein bestmögliches Bild vom „doing on the job“ zu bekommen und somit bestmöglich job shadowing zu betreiben. Somit war es möglich, unmittelbar zu lernen, vor allem, was Erwachsenenführungen betrifft. Im Anschluss wurde in einem vertiefenden Erfahrungsaustausch noch weitere Fragen besprochen und auf besonders spannende Punkte eingegangen.

Die Anreise und auch die Reisetätigkeit zwischen Quartier,Naturpark und Nationalpark erfolgte umweltfreundlich mit der ÖBB und der Deutschen Bahn. 

Erster Tag - Naturpark Bayrischer Wald

Johannes Matt, Gebietsbetreuer und Umweltexperte im Naturpark Bayrischer Wald führte die österreichischen Kolleginnen in die Thematik mit folgenden Schwerpunkten ein:

  • Gebietsvorstellung (Größe, Lage an der Grenze, anschließend an zwei Nationalparks und einem weiteren Naturpark), Personalmanagement (ca. 40 Personen), Finanzierungsstruktur (vor allem Landesförderungen)
  • Ansprache von Erwachsenen über die Umweltstationen und Infozentren
  • Medienarbeit (Gemeindezeitungen, Facebook, etc.) mit Fokus auf die lokale Bevölkerung: Ziele sind Bekanntmachung des Naturparks, Vorstellung der Ziele und der Herangehensweise
  • Broschüren, Leitsystem, Info-Points
  • Führungen für diverse Zielgruppen
  • Herausforderung: Nachbarschaft („Konkurrenz“) zum Nationalpark Bayrischer Wald

Im Anschluß gemeinsame Führung durch die NaturparkWelten im Grenzbahnhof (www.naturparkwelten.de)

  • Überblick: Sonderausstellung: Grenze – Kalter Krieg
  • Einführung in die Arber-Region (höchster Berg der Region)
  • Die Welt der Fledermäuse erleben (Fokus Erwachsene und Kinder)
  • Besichtigung des ersten Skimuseums in Ostbayern
  • Streifzug durch die Modelleisenbahn (Darstellung der Region)
  • Rundgang durch die Bahnhofstraße/Eisenstein (Kunsträume, Grenzglashütte, Lokalbahn-Museum)

Nach einem kurzen Spaziergang durch die Stadt (Glasfabrik Schott Zwiesel) und durch den renaturierten Stadtpark (Zusammenfluss von Großer und Kleiner Regen) gab es beim gemeinsamen Arbeitsessen wieder die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen:  „Aus der Praxis-Erfahrungsaustausch“ mit Samantha Biebl, Naturpark Bayrischer Wald (Rangerin) und Fabian Wirth, Naturpark Bayrischer Wald (Umweltstation)

  • Vorstellung des Aktivitätsbereichs, Ausbildungswege und Arbeitszugang
  • Arbeiten mit Erwachsenen über Aktivitäten im Naturpark (Freiwillige)
  • Vergleiche mit Österreich: Vergleichbarkeiten und Gegensätze
  • Umgang mit Besucherströmen und Corona
  • Entwicklung, Einreichung und Umsetzung von Projekten

Zweiter Tag - Nationalpark Bayrischer Wald

Der Tag im Nationalpark startete mit einer Wanderung zum Haus zur Wildnis angelehnt an eine typische Erwachsenen-Führung (somit Job shadowing) durch Reinhold Geisbauer, Nationalpark Bayrischer Wald (Leiter Servicezentrum Falkensein)

  • Vorstellung des Gebiets, Geschichte, Entwicklung, Arbeitsweise und Struktur
  • Wegeleitsystem zur Besucherlenkung
  • Infotafel (Inhalte, Herstellung, Wartung, …)
  • Tierfreigelände inklusive Umgang mit dem Thema Wolf (aktive Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung, Aufklärung und Information)
  • Besuch der Steinzeithöhle inklusive Video und Vorstellung der Höhle (Hintergründe zur didaktischen Aufbereitung), Klimawandel von der Steinzeit bis heute und mit Blick in die Zukunft
  • Schwerpunkt ist ProzessnaturschutzBesuch Haus zur Wildnis (Freigelände inklusive Entspannungseinrichtungen)
  • Littering-Problematik aufbereitet für Erwachsen (Zigarettenstummel)

Im Haus zur Wildnis, dem Info Zentrum des Nationalparks Bayrischer Wald wurde von Julia Zink berichtet:

  • Digitales Besuchermanagement
  • Digitale Besucherlenkung über Apps
  • Aufbereitung von Wanderungen über die digitalen Instrumente; KOMOOT und outdoor active
  • Schwerpunkt auf die Vermarktung von regionalen Lebensmittel
  • Informationen für Erwachsene über die innovative Speisekarte
  • Kooperation mit dem Partner-Naturpark in El Salvador über Kaffee

Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit den Nationalpark-Rangern im Haus zur Wildnis Kennenlernen des Nationalparks und seiner Besonderheiten bei einer Führung durch Ludwig Kuchler und Michael Pscheidl (Nationalpark Ranger), in Anlehnung an eine typische Erwachsenen-Führung

  • Führung durch zwei Urwaldreste
  • Landschaftsentwicklung
  • Geschichte der Region
  • Fortgeschichte
  • Totholz, Flora und Fauna
  • Infotafeln und Besucherlenkung

Dritter Tag - Naturparkhaus - 20 Jahre Sonnenhaus

Am dritten Tag stand die Besichtungung des Naturparkhauses mit GF Hartwig Löffelmann im Vordergrund. 

  • Vorstellung der GF Tätigkeit
  • Herausforderung der Erwachsenenbildung in der großen Naturpark-Region
  • Ausstellung für Erwachsene: Null-Energie-Haus (Planung, Umsetzung und 20 Jährige Erfahrung)
  • Ausstellung: Reduzierung der Lichtverschmutzung
  • Plan: Anerkennung als Sternenpark
  • Erstellung von Informationsmaterial für Erwachsene zu
    • Energiesparen zuhause
    • Lichtreduktion in meinem Haus
    • Biodiversität in meiner Region

Vorstellung Blühender Naturpark durch Andrea Rinke, Projektmitarbeiterin, Naturpark Bayrischer Wald

  • Ziel ist eine Steigerung der Blühflächen im Naturpark (Biodiversitätsschutz)
  • Erwachsenenbildung durch Förderung und gezielte Maßnahmen auf der Fläche
  • Einbindung der Bevölkerung im Besitz potentieller Blühflächen und Spenderflächen
  • Breite Kommunikation mit Kommunen, Landwirt:innen und lokalen Politiker:innen
  • Naturparkhaus, „Schaufenster der Region“, Regionalvermarktung benachbart
  • Vermarktung regionaler und saisonaler Lebensmittel

Resümee

Die Bildungsreise war sehr intensiv und hat vor allem diverse Aspekte der Erwachsenenbildung der Region Bayrischer Wald beleuchtet. Besonders spannend waren der Erfahrungsaustausch und die offene Diskussion über neue und innovative Wege, die Zielgruppe der Erwachsenen zu erreichen und in einer nachhaltigen Beziehung zu halten.

Vor allem die Entwicklung von ansprechenden Bildungsformaten und Informationsmaterialien für Erwachsene wurde in der Region vorbildlich umgesetzt. Das Spannungsfeld „Nationalpark – Naturpark“ ist spürbar, da die finanziellen und personellen Ressourcen sehr ungleich verteilt sind. Nichtsdestotrotz behauptet sich der Naturpark in der Kulturlandschaft und ist vor allem bei der Bevölkerung gut verankert. Durch die fehlenden Ressourcen des Naturparks wird im Bereich Bildung, welche nicht Teil des finanzierten Auftrags ist, vor allem mit der Zielgruppe Erwachsenen gearbeitet.

Vergleichbar ist auch die Tatsache, dass die Corona-Pandemie aufgezeigt hat, dass das Wissen der Erwachsenen über das richtige Verhalten in der Natur (Stichwort: Littering) nicht sehr ausgeprägt ist. In diesem Bereich ist für Naturparke noch sehr viel Arbeit zu leisten.

Spürbar sind die vier Dimensionen der Nachhaltigkeit in allen Belangen. Durch die direkten Begegnungen, bzw. Beobachtung der typischen Vermittlungs-tätigkeiten können Erkenntnisse in die zukünftige Arbeit der Naturparke NÖ einfließen.

Der Erfahrungsaustausch mit den Praktiker:innen reflektiert das eigenen Tun, bestätigt manche Ansätze und zeigt innovative Möglichkeiten auf, wie Herausforderungen gemeistert werden können.

Hier gehts zum Instagram-Beitrag:  Erasmus+Reise in den Bayrischen Wald

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